Rechtliche Rahmen

Zum Zeitpunkt des Projektbeginns gab es keinen bundesweit einheitlichen Überleitungsbogen. Aktuell verwenden verschiedene Institutionen eine Vielzahl einrichtungsindividueller Formulare von diversen Dokumentationsanbietern. 

In diesem Abschnitt werden Gesetze und Vorgaben betrachtet, die für die Gestaltung und den Inhalt des Überleitungsbogens relevant sind.

DVPMG - Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz

Das DVPMG bildet die gesetzliche Grundlage für die Bereitstellung eines PIO Überleitungsbogen:

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wird darin verpflichtet, bis zum 31. Dezember 2022 die notwendigen Festlegungen für die semantische und syntaktische Interoperabilität von Daten der elektronischen Patientenakte (ePA) zur pflegerischen Versorgung nach SGB V § 341 Absatz 2 Nummer 10 zu treffen.  

PflBG - Pflegeberufegesetz §§ 4 und 5

§ 4 des Pflegeberufegesetzes beschreibt Tätigkeiten, die einer / einem Pflegefachfrau / -mann nach § 5 vorbehalten sind. Diese zwei Paragraphen beschreiben neben den Vorbehaltsaufgaben der Pflege auch die Inhalte des Pflegeprozesses1. Der Überleitungsbogen soll bei der Erfüllung einzelner Aufgaben nach § 4 PflBG unterstützen, beispielsweise bei der Erhebung und Feststellung des individuellen Pflegebedarfs und bei der Planung der Pflege in einer empfangenden Einrichtung. Als Übergabeformular von einer (Pflege-) Einrichtung zu einer anderen erfasst er jedoch nur einen aktuellen Zustand der / des zu Pflegenden und kann damit nicht die gesamte Informationssammlung und Planung in der empfangenden Einrichtung ersetzen.

Explizite inhaltliche Vorgaben für die Ausgestaltung des Überleitungsbogens ergeben sich aus diesen beiden Paragraphen nicht.

SGB V - Gesetzliche Grundlagen für eine (Pflege-) Überleitung

Für den Übergang zwischen den Versorgungsbereichen und damit auch für die Überleitung in der Pflege gibt es folgende gesetzliche Grundlagen:

  • Nach § 11 Absatz 4 SGB V haben Versicherte "Anspruch auf ein Versorgungsmanagement insbesondere zur Lösung von Problemen beim Übergang in die verschiedenen Versorgungsbereiche", um Versorgungsbrüche zu vermeiden und die Versorgung zwischen den Sektoren sicherzustellen, einschließlich der Überleitung in die Pflege2.
  • § 39 Absatz 1a SGB V befasst sich mit der Krankenhausbehandlung, die ein Entlassmanagement zur Unterstützung einer sektorenübergreifenden Versorgung der Versicherten beim Übergang in die Versorgung nach Krankenhausbehandlung umfasst. Ein Überleitungsbogen ist häufig Teil des Entlassprozesses. Daher wird der hier beschriebene Rahmenvertrag Entlassmanagement näher betrachtet3

Der Rahmenvertrag gilt für Entlassungen von PatientInnen aus voll- und teilstationären sowie stationsäquivalenten Behandlungen durch das Krankenhaus. Er regelt den Vorgang der Entlassung unter Einbeziehung aller Beteiligten. Das Krankenhaus stellt ein standardisiertes Entlassmanagement in multidisziplinärer Zusammenarbeit sicher und etabliert schriftliche, für alle Beteiligten transparente Standards (z.B. für die Pflege: Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege). Die weiterversorgenden pflegerischen Leistungserbringenden erhalten aufgrund der Einwilligung der PatientInnen die erforderlichen Informationen zur weiteren pflegerischen Versorgung. Nicht explizit beschrieben sind hier jedoch die Inhalte der auszutauschenden Dokumente4

Sowohl aus den beiden oben genannten Paragraphen als auch aus dem Rahmenvertrag Entlassmanagement ergeben sich keine expliziten inhaltlichen Vorgaben für die Ausgestaltung eines Überleitungsbogens.

Expertenstandard "Entlassungsmanagement in der Pflege"

Die nationalen Expertenstandards des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP=bundesweiter Zusammenschluss von PflegeexpertInnen) spiegeln den aktuellsten Stand medizinisch-pflegerischer Erkenntnisse wider und bilden damit eine standardisierte Grundlage des pflegerischen Handelns. Sie sind evidenzbasiert und werden im Konsensusverfahren entwickelt. Darüber hinaus dienen sie als Instrumente zur Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität5.

Für den Bereich der Entlassung gibt es einen Expertenstandard "Entlassungsmanagement in der Pflege" (2. Aktualisierung 2019), der darauf abzielt, "eine kontinuierliche Versorgung zu gewährleisten und dem Entstehen von Versorgungsbrüchen bei der Entlassung durch gezielte Vorbereitung von Patient*innen sowie Angehörigen, durch Abstimmungen mit Nachsorgern sowie durch einen verbesserten Informationsaustausch zwischen den am Entlassungsprozess Beteiligten entgegenzuwirken". Der Fokus liegt hierbei auf der Entlassung aus dem Krankenhaus. Im Expertenstandard "Entlassungsmanagement in der Pflege" werden Zielsetzungen und das Qualitätsniveau komplexer pflegerischer Aufgaben, sowie Handlungsspielräume und -alternativen vorgegeben, er enthält aber keine genaue Beschreibungen von Handlungsabläufen oder technische Anweisungen und somit auch keine Vorgaben für ein Formular wie den Überleitungsbogen. Dennoch soll sich das durch die mio42 entwickelte PIO Überleitungsbogen u.a. auch in den durch den Expertenstandard "Entlassungsmanagement in der Pflege" beschriebenen Entlassprozess einfügen, weswegen dieser bei der Entwicklung Beachtung gefunden hat6.

Strukturmodell im Rahmen der Entbürokratisierung in der Pflegedokumentation

Zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation wurde das sogenannte Strukturmodell, ein neues Konzept zur Pflegedokumentation, entwickelt und seit 2015 ergänzend zu bestehenden Dokumentationssystemen auf der Basis von AEDL eingeführt. Derzeit ist das Strukturmodell das am häufigsten eingesetzte Pflegedokumentationssystem in der Langzeitpflege7. Im Rahmen der Entwicklung des Überleitungsbogens hat sich der Pflegebeirat mit der Strukturierten Informationssammlung (SIS) auseinandergesetzt, da die SIS im Strukturmodell zur Sammlung pflegerelevanter Daten verwendet wird. Es wurde geprüft, ob diese Form der Datensammlung eine Grundlage für die Informationssammlung im Überleitungsbogen bilden kann.

Der SIS-Bogen ist neben den drei weiteren Bestandteilen Maßnahmeplan, Berichteblatt und Evaluation nur ein Teil des Strukturmodells und darf nicht isoliert verwendet werden. Eine Verwendung des SIS-Bogens im Rahmen einer Überleitung würde nicht den Anforderungen und Zielen des Strukturmodells entsprechen, sodass die SIS sich nicht als Grundlage für das PIO Überleitungsbogen eignet. Technisch ist es jedoch möglich, Inhalte aus der Pflegedokumentation des Strukturmodells für die Erstellung eines PIO Überleitungsbogens zu verwenden.

Bestehende Arbeiten und Vorgaben zum Überleitungsbogen

Wissenschaftliche Arbeiten

ePflegebericht der Hochschule Osnabrück

Der ePflegebericht der Hochschule Osnabrück ist ein in FHIR® ausgearbeitetes Projekt der Hochschule Osnabrück, das die Struktur des gesamten Pflegeprozesses abbildet. Die Inhalte des Überleitungsbogens sind lediglich eine Teilmenge des ePflegeberichts. Er definiert Inhalte, die im Überleitungsbogen keine Anwendung finden und ist damit als Grundlage zu umfangreich. Zudem sind Inhalte, die im Überleitungsbogen benötigt werden, im ePflegebericht nicht bzw. nicht im benötigten Detaillierungsgrad ausspezifiziert.

Vorhandene Formulare

Die Dokumentation der pflegerelevanten Aspekte bei dem Transfer zwischen den verschiedenen Einrichtungen ist in Deutschland uneinheitlich. Die meisten Einrichtungen verwenden einen Überleitungsbogen, der die wichtigsten Aspekte für die pflegerische Nachversorgung in Form eines Fragebogens zusammenfasst. Die Überleitungen erfolgen dabei immer noch häufig papierbasiert. Es gibt jedoch auch in Deutschland bereits Ansätze, die pflegerelevanten Informationen digital zu erfassen. Hierzu bieten verschiedene Firmen elektronische Formulare an, die von den SoftwareherstellerInnen integriert werden können.

Terminologien für die Dokumentation in der Pflege

Innerhalb des Pflegesektors gibt es eine Vielzahl von Lösungen zur Dokumentation, die von unterschiedlichen AnbieterInnen zur Verfügung gestellt werden. Für die semantische Interoperabilität unterschiedlicher Anbieterlösungen ist die Vereinheitlichung der verwendeten Terme durch ein normiertes Vokabular notwendig. Standardisierte Klassifikationen und Terminologien – in Folge vereinfachend  als "Terminologien" bezeichnet – spielen für dieses Ziel daher eine zentrale Rolle, so zum Beispiel der internationale Standard SNOMED CT® (Was ist SNOMED CT®?). Zur Codierung statischer Strukturelemente des Überleitungsbogens durch die mio42 GmbH wird daher weitgehend SNOMED CT® genutzt und in geringerem Maße LOINC®. Gleichzeitig wird keine Einrichtung mit der Nutzung des PIO Überleitungsbogen zu einem aktiven Gebrauch von SNOMED CT® oder LOINC® gezwungen, da die oben genannten statischen Datenelemente fest in der Dokumentenstruktur des PIO Überleitungsbogen verankert sind. Eine aktive Nutzung von SNOMED CT® durch die Einrichtungen bei dynamischen Wertelisten (Value Sets) ist jedoch ratsam, da nur so ein hoher Grad an Interoperabilität erreicht werden kann.

Jenseits der oben genannten fachübergreifenden Standards existieren weitere, spezifisch für den Pflegebereich konzipierte Terminologien. Diese pflegespezifischen Terminologien unterscheiden sich hinsichtlich:

  • Größe (Anzahl an Termen)
  • Nutzbarkeit im internationalen Kontext
  • Ordnungsprinzip (Polyhierarchie / Monohierarchie)
  • Erweiterbarkeit (Postkoordinierung und gelebte Prozesse zu Erweiterung und Beantragung von Codes)
  • (entgelt-) freie Nutzungsmöglichkeiten sowie
  • weiterer Eigenschaften

Terminologien und der Pflegeprozess

Das Pflegeprozessmodell, auch Pflegeregelkreis genannt, kommt zur Beschreibung eines systematischen und zielgerichteten Arbeitsablaufs in der professionellen Pflege weltweit zum Einsatz. Deshalb ist es wichtig, die Informationen, die bei der Anwendung des Pflegeprozesses auf eine zu pflegende Person entstehen, strukturiert im PIO Überleitungsbogen abbilden zu können. 

Bestehende Terminologien unterscheiden sich im Hinblick darauf, welche Aspekte des Pflegeprozesses mit ihrer Hilfe normiert abgebildet werden können. Betrachtet man den Pflegeprozess als eine Abfolge von Schritten, die mit einer Anamnese beginnt und über Pflegediagnose, Zieldefinition, Planung und Intervention bis zur abschließenden Evaluation reicht, so gibt es keine einzelne Terminologie, die alle diese Aspekte zugleich vollständig abdeckt.

Eine Befragung von Einrichtungen ergab für den deutschsprachigen Raum, dass Pflegeprobleme / Pflegediagnosen und Interventionen derzeit mit einer Vielzahl unterschiedlicher Dokumentationssysteme und Terminologien erfasst werden. Damit wird das Bild einer heterogenen Anwendungslandschaft von Terminologien im pflegerischen Bereich gezeichnet8

Aufgrund ihrer internationalen Bedeutung und ihres Umfangs ist jedoch auf die International Classification for Nursing Practice (ICNP) zu verweisen. Die ICNP deckt insbesondere Pflegediagnosen und Interventionen ab und bildet damit gewissermaßen zentrale Aspekte im Pflegeprozess mit einem normierten Vokabular ab. Außerdem hat International Council of Nurses (ICN), das für die Pflege der Terminologie zuständig ist, eine zukünftige Zusammenarbeit mit SNOMED International beschlossen9, sodass die Inhalte der ICNP im internationalen, medizinischen de facto Standard unter den Terminologien eingepflegt werden wird (für die beiden Hauptachsen Diagnosen und Interventionen ist dies teilweise bereits geschehen). Konkret bedeutet das: die zwei Achsen Diagnosen und Interventionen aus ICNP sind nahezu vollständig in SNOMED CT® enthalten und darüber hinaus soll ICNP im Januar 2022 vollständig in SNOMED CT® aufgehen, wofür das angekündigte Nursing Practice Refset steht10. Damit werden die Inhalte der Terminologie in Deutschland kostenfrei zur Verfügung stehen.

Im internationalen Umfeld sind des Weiteren die Terminologien NANDA-I (für Pflegediagnosen) der North American Nursing Diagnosis Association International, die Nursing Intervention Classification (NIC) und Nursing Outcomes Classification (NOC) sowie die Clinical Care Classification (CCC; in Finnland als FinCC adaptiert) zu nennen.

Im deutschsprachigen Raum finden Lösungen wie die Instrumente des epaSYSTEMS (epaAC, epaKIDS, epaPSYC, epaLTC), apenio®, LEP® sowie European Nursing care Pathways (ENP) Verwendung8.

Auswahl einer Terminologie

Eine Herausforderung bei der Auswahl einer Terminologie für den Pflegebereich ist, dass es keinen bundesweit einheitlichen Standard in der Verwendung gibt. Da SNOMED CT® als Referenzterminologie international de facto ein Standard ist, ist sie die für uns bevorzugte Terminologie zur Codierung des Informationsmodells. Die von uns vorgeschlagenen Auswahllisten bestehen ebenso aus SNOMED-Codes, wobei auch andere Terminologien zulässig sind.

Nicht immer sind die Ressourcen vorhanden, eine pflegerische Aussage als Code einer Terminologie auszudrücken. In der Pflege und der Medizin spielen Freitexte eine große Rolle8. Obwohl dies zu Lasten der Interoperabilität geht, ist es an vielen Stellen im PIO Überleitungsbogen daher erlaubt, Informationen als Freitext anzugeben, wie z.B. für die Strukturierte Informationssammlung (SIS) aus dem Strukturmodell. Die Nutzung von Codes wird jedoch, wann immer möglich, empfohlen.

Arbeiten und Vorgaben im europäischen und nicht europäischen Ausland

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Pflegekräfte im europäischen Ausland unterscheiden sich z.T. erheblich von denen in Deutschland. An dieser Stelle wurde insbesondere aufgrund des Aufwandes hinsichtlich der Vergleichbarkeit keine weitere umfassende Recherche betrieben.

Wir stehen bzgl. des Datenmodells zum Überleitungsbogen auch im Austausch mit der FH Campus Wien Österreich, die eines der größten interdisziplinären Forschungsprojekte - Linked Care (LICA) - koordinieren. LICA bietet Zugang zu pflege- und betreuungsrelevanten Informationen über die Grenzen der verschiedenen Pflegesettings hinweg und unterstützt Pflegende vor allem bei der Dokumentation11. Ein Überleitungsbogen wird ebenfalls ein Teil von LICA sein. Das LICA-Projektteam möchte sich dabei auch an den Arbeiten unseres Datenmodells und den bisherigen Erkenntnissen aus Deutschland orientieren. 

Fazit

Es gibt keinen rechtlich verbindlichen oder zumindest allgemeingültigen Standard hinsichtlich Inhalt und Form eines Überleitungsbogens in Deutschland. Das PIO Überleitungsbogen als eines der relevantesten Pflegedokumente bietet eine enorme Chance für die Pflege. Es enthält pflege- und versorgungsrelevante Informationen über die zu pflegende Person, die für alle Pflegesettings austausch- und nutzbar sind, um eine lückenhafte Überleitung zu vermeiden. 

Der modulare Aufbau mit einzelnen Informationsbausteinen ermöglicht es, die bereits vorhandenen Überleitungsbögen der jeweiligen Einrichtungen mit den Elementen des PIO Überleitungsbogen abzubilden. Das bedeutet, eine Pflegeeinrichtung muss ihren bisherigen Überleitungsprozess kaum ändern, sondern die einzelnen Abschnitte des jeweils aktuell gültigen einrichtungsspezifischen Überleitungsbogens docken an die Informationsbausteine des PIO Überleitungsbogen an.

Es ist Aufgabe der Softwarehersteller, eine Zuordnung der Datenfelder aus dem einrichtungsspezifischen Überleitungsbogen und den PIO Informationsbausteinen herzustellen (Mapping). Die Informationsbausteine des PIO bilden die Verbindung zwischen den verschiedenen einrichtungsspezifischen Überleitungsbögen. Damit ist die Basis für Interoperabilität geschaffen.

Wir sind der Empfehlung des Pflegbeirates gefolgt und haben uns bei den spezifisch pflegerischen Inhalten am Pflegeprozess wie folgt orientiert:

  • Die im Rahmen der Evaluation seitens der entsendenden Einrichtung erhobenen Zustandsbeschreibungen und Ergebnisse bilden die Grundlage für die Sammlung der pflegerelevanten Informationen (Assessment) in der empfangenden Einrichtung. Pflegerelevante Informationen können als Freitext wie z. B. in der strukturierten Informationssammlung (SIS) des Strukturmodells, durch strukturierte pflegerische Assessments, z. B. den Barthel-Index und / oder über eine eigens dafür erstellte Struktur "Risiken" abgebildet werden.
  • Die Abbildung von Pflegezuständen / Pflegediagnosen, die den Ausgangspunkt einer Pflegeplanung bilden, kann als Freitext oder strukturiert als SNOMED-Code inkl. Display-Wert erfolgen. Die im Überleitungsbogen erfassten Pflegezustände und Pflegediagnosen können bei der frühzeitigen Planung und Organisation der empfangenden Einrichtung hilfreich sein.
  • Ebenso können die Informationen zu bereits erfolgten bzw. empfohlenen Pflegemaßnahmen den weiter versorgenden Pflegefachpersonen die Pflegeplanung unterstützen sowie eine Orientierung darüber bieten, welchen Tagesablauf bzw. welchen Handlungsablauf innerhalb eines Maßnahmenbündels die zu pflegende Person gewohnt ist, was dabei helfen kann, den Übergang in ein neues Setting zu erleichtern. Hier können auch Maßnahmen übermittelt werden, die nicht auf einem pflegerischen Zustand beruhen, sondern auf ärztliche Anordnung erfolgen oder erfolgt sind. Pflegemaßnahmen können als Freitext oder strukturiert als SNOMED-Codes inkl. Display-Werte übermittelt werden.
  • Demzufolge kann die empfangende Einrichtung nach einer Überleitung von den Erfahrungen der KollegInnen aus der entsendenden Einrichtung profitieren, um eigene einrichtungsinterne Pflegeziele zu setzen und die daraus resultierenden Pflegemaßnahmen zu planen.
  • Die übrigen Schritte des Pflegeprozesses wie die Durchführung von Maßnahmen, die Evaluation und die Anpassung der Pflegeziele und des Pflegeplans kann also durch einen sorgfältig erstellten Überleitungsbogen nach der Aufnahme der zu pflegenden Person zügig erfolgen, wodurch eine nahtlose Behandlung möglichst ohne Informationsverlust gewährleistet wird.

Welche Inhalte in welcher Detailtiefe und zu welchen Schritten des Pflegeprozesses berichtet werden, kann die Pflegekraft aus ihrer Professionalität heraus entscheiden, wobei es natürlich HerstellerInnen offensteht, je nach Konzept und Zielgruppe entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. 

Es lässt sich zusammenfassen, dass die pflegespezifischen Informationen aus dem Überleitungsbogen einen guten Gesamtüberblick über die Pflegebedarfe zum Zeitpunkt der Überleitung geben. Zusammen mit den sonstigen medizinischen, sozialen und sozialrechtlichen Daten bieten sie ein gutes Grundgerüst für möglichst umfassende Informationen und für die zielgerichtete Planung der Pflege nach dem Wechsel zwischen pflegerischen Settings.  Zur Veranschaulichung der Anwendung des PIO Überleitungsbogen werden hier 2 fiktive Fallbeispiele vorgestellt

Perspektivisch ist eine Weiterentwicklung bzw. Anpassung als Fortschreibung des PIO Überleitungsbogen möglich und eine diesbezügliche Bedarfsermittlung relevant. Eine mögliche Quelle für Fortschreibungen können z. B. die laufenden Erkenntnisse aus den Modellvorhaben nach § 125 SGB XI sein. Insbesondere sollten zukünftig Erfahrungen aus dem Kontext der Pflegeüberleitung betrachtet und analysiert werden, die bislang (noch) keine Berücksichtigung gefunden haben (wie bspw. für Überleitungen von Kindern oder für PatientInnen der Psychiatrien), um einen Bedarf für die Bereitstellung zusätzlicher Datenelemente aufzuzeigen.

QUERVERWEISE

  1. § 4 Vorbehaltene Tätigkeiten Pflegeberufegesetz und § 5 Ausbildungsziel Pflegeberufegesetz. Accessed October 20, 2021 via: https://www.gesetze-im-internet.de/pflbg/index.html#BJNR258110017BJNE000600000
  2. § 11 Leistungsarten Abs. 4 Sozialgesetzbuch Fünftes Buch. Accessed October 27, 2021 via: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__11.html
  3. § 39 Krankenhausbehandlung Abs. 1a Sozialgesetzbuch Fünftes Buch. Accessed October 27, 2021 via: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__39.html 
  4. Rahmenvertrag über ein Entlassmanagement beim Übergang in die Versorgung nach Krankenhausbehandlung nach § 39 Abs. 1a SGB V (Rahmenvertrag Entlassmanagement) in der Fassung der 6. Änderungsvereinbarung vom 15.09.2021. Accessible via https://www.kbv.de/media/sp/Rahmenvertrag_Entlassmanagement.pdf
  5. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (Hrsg.). Methodisches Vorgehen zur Entwicklung, Einführung und Aktualisierung von Expertenstandards in der Pflege und zur Entwicklung von Indikatoren zur Pflegequalität auf Basis von Expertenstandards. Osnabrück, 2019, S. 7. Accessed October 20, 2021 via: https://www.dnqp.de/fileadmin/HSOS/Homepages/DNQP/Dateien/Weitere/DNQP-Methodenpapier2019.pdf
  6. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (Hrsg.). Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege. 2. Aktualisierung. Osnabrück, 2019, S.23. ISBN-13: 978-3-00-010559-3
  7. Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.) Entbürokratisierung in der Pflegedokumentation. Berlin, 2021. Accessed October 20, 2021 via: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/entbuerokratisierung.html 
  8. U. Hübner, J.-D. Liebe, J. Hüsers, J. Thye, N. Egbert, W. Hackl, E. Ammenwerth. IT-Report Gesundheitswesen. Schwerpunkt Pflege im Informationszeitalter. Osnabrück, 2015. Accessed October 20, 2021 via: https://www.hs-osnabrueck.de/fileadmin/HSOS/Homepages/Forschungsgruppe_Informatik_im_Gesundheitswesen/Pflege_im_Informationszeitalter_2015.pdf 
  9. SNOMED International (Hrsg.). ICN and SNOMED sign ground-breaking agreement to secure a bright future for the International Classification for Nursing Practice. 2020. Accessed October 20, 2021 via: https://www.snomed.org/news-and-events/articles/ICN-SNOMED-sign-groundbreaking-agreement-2020 
  10. SNOMED International (Hrsg.). New ICNP-SNOMED CT Nursing Practice Refset is first product to increase nursing visibility, safety and quality. 2021. Accessed November 26, 2021 via: https://www.snomed.org/news-and-events/articles/ICNP-SNOMEDCT-Nursing-Practice-Reference-Set
  11. FFG - Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (Hrsg.). LICA - Linked Care – Durchgehende Informationsversorgung in der mobilen Pflege und Betreuung. 2021. Accessed October 20, 2021 via: https://projekte.ffg.at/projekt/3985704