Sie zeigen eine alte Version dieser Seite an. Zeigen Sie die aktuelle Version an.

Unterschiede anzeigen Seitenhistorie anzeigen

« Vorherige Version anzeigen Version 3 Aktuelle »

Der Krankenhausentlassbrief (KH-E):

Der Krankenhaus-Entlassbrief (KH-E) ist ein zentrales Dokument, das eine entscheidende Rolle in der patientenzentrierten Gesundheitsversorgung spielt. Er dient als umfassende Informationsquelle über den Krankenhausaufenthalt und richtet sich an eine Vielzahl von Akteuren im Gesundheitswesen. Insbesondere Patient:innen selbst, die einweisenden Ärzt:innen (Hausärzt:innen oder Fachärzt:innen), die weiterbehandelnden Ärzt:innen (sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich), Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen und/oder ambulante Akteure, wie Physio- und Ergotherapeuten profitieren von den im KH-E enthaltenen Informationen. Dieser stellt somit ein Paradebeispiel für ein sektorübergreifendes Dokument dar, das die Kommunikation und Koordination zwischen den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens verbessert und eine nahtlose Weiterbehandlung ermöglicht. Über die reine Dokumentation des Krankenhausaufenthalts hinaus führt der Entlassbrief detaillierte Informationen zu Diagnosen, Medikation und allen im Krankenhaus durchgeführten Maßnahmen und erbrachten Leistungen auf, die im Rahmen einer angemessenen und effektiven Nachversorgung relevant sind. 


Wie können medizinische Informationsobjekte (MIO) die Versorgung verbessern?

Um die erfolgreiche Integration von medizinischen Informationsobjekten (MIO) in den medizinischen Alltag zu gewährleisten, ist ein Verständnis der Anwendung sowie ihre feste Verankerung in den bestehenden Versorgungsprozessen von entscheidender Bedeutung. Wenn MIOs nahtlos in die bestehenden Arbeitsabläufe von Ärzt:innen, Pflegekräften und anderen medizinischen Fachkräften integriert und mitgedacht werden, steigt das Verständnis für ihren konkreten Nutzen und ihre Anwendungsmöglichkeiten. Dies wiederum führt zu einer höheren Akzeptanz und kann dabei unterstützen, gute und ganzheitliche Lösungen mit Hersteller:innen zu entwickeln. Die Bedeutung dieser Verankerung wurde erkannt und folgerichtig in das Digitalisierungs-Gesetz (DigiG) aufgenommen. Die folgenden Abbildungen der Versorgungsprozesse in diesem Prozessleitfaden visualisieren die Aufgaben und Rahmenbedingungen der jeweiligen Versorgungsbereiche und Nutzer:innengruppen.

Der folgende Prozessleitfaden für das MIO KH-Entlassbrief soll dabei eine erste Übersicht geben, wie das MIO in der stationären Versorgung erstellt sowie in der ambulanten Versorgung nachgenutzt werden kann. 






Die Relevanz von Versorgungsprozessen für die Entwicklung und Anwendung medizinischer Informationsobjekte (MIO):

  • Versorgungsprozesse als Grundlage für die technische Spezifikation von MIOs
    Ein detailliertes Verständnis bestehender Versorgungsprozesse sowie eine vorausschauende Gestaltung zukünftiger Abläufe tragen wesentlich dazu bei, die technischen Spezifikationen medizinischer Informationsobjekte (MIOs) kontinuierlich nutzerzentriert  weiterzuentwickeln. Durch die enge Verknüpfung mit realen Abläufen im Versorgungsgeschehen wird nicht nur die Nachvollziehbarkeit technischer Anforderungen gestärkt, sondern auch ein gemeinsames Verständnis zwischen Fachexpert:innen, technischen Entwickler:innen und Anwender:innen gefördert. Dies erleichtert die zielgerichtete (Weiter-)Entwicklung der MIOs basierend auf praktischen Anforderungen.
  • Prozessvisualisierungen als Brücke zur Nutzererfahrung
    Die grafische Darstellung der Versorgungsprozesse bildet eine zentrale Grundlage für die spätere Gestaltung eines nutzungszentrierten User Flows innerhalb der UX-Visualisierungen. Diese Visualisierungen (Klick Dummies) ermöglichen es, die Anwendungsszenarien der MIOs in den jeweiligen Primärsystemen anschaulich darzustellen und in den Nutzungskontext einzuordnen. Dabei orientiert sich die UX-Gestaltung eng an den tatsächlichen Versorgungspfaden, was die Anwendbarkeit und Akzeptanz der MIOs in der Versorgungspraxis deutlich erhöhen kann.

  • Prozessuale Einbindung zur besseren Einordnung der MIOs
    Die systematische Einbindung der MIOs in die jeweiligen Versorgungsprozesse (z.B. in  Soll-Szenarien) schafft einen klaren konzeptionellen Rahmen, der das Verständnis ihrer Funktion und ihres Mehrwerts im Versorgungskontext erheblich verbessert. Sie ermöglicht es den unterschiedlichen Stakeholdern, wie medizinischen Fachkräften über Softwarehersteller bis hin zu Entscheidungsträger:innen, die Relevanz und Rolle des jeweiligen MIOs innerhalb der digitalen Versorgungskette einzuordnen. Dadurch kann auch eine effektive Implementierung in der Versorgungspraxis frühzeitig mitgedacht und unterstützt werden.



Die Relevanz von Nutzerzentrierung für die Entwicklung und Anwendung medizinischer Informationsobjekte (MIO):


Ein nutzerzentriertes Vorgehen ist immer wichtiger, um MIOs zu entwickeln, die sich an den realen Bedarfen der Anwender:innen orientieren und in der Versorgungspraxis als gebrauchstauglich bewertet werden. Durch die gezielte Erhebung von Daten und die anschließende Prozessvisualisierung wird sichtbar, welche Aufgaben, Anforderungen und Herausforderungen in den jeweiligen Nutzungskontexten bestehen. Auf diese Weise lassen sich nicht nur zentrale Pain Points innerhalb der Versorgung identifizieren, sondern auch die spezifischen Bedürfnisse einzelner Nutzer:innengruppen – wie etwa Ärzt:innen, Pflegefachkräfte oder medizinische Fachangestellte – präzise herausarbeiten.

Die Integration dieser Erkenntnisse in die Gestaltung der MIOs ermöglicht es, praxistaugliche Konzepte zu entwickeln, die im Versorgungsfeld eine tatsächliche Unterstützung bieten. Ziel ist es, MIOs so zu gestalten, dass sie intuitiv nutzbar, verständlich und funktional sind – immer mit Blick auf die realen Bedingungen der Versorgung.


Um das beschriebene Vorgehen zu gewährleisten, wurden verschiedene Methoden eingesetzt. Diese konnten spezifisch je nach dem Setting der Datenerhebung erweitert oder kombiniert werden:

  • Benutzeranalysen: Systematische Erfassung von Nutzergruppen, ihren Rollen, Aufgaben und technischen Rahmenbedingungen
  • User Stories: Formulierung konkreter Nutzungsszenarien aus Sicht der Anwender:innen, um funktionale Anforderungen abzuleiten
  • Szenarien und Anwendungsfälle: Darstellung realitätsnaher Abläufe, in denen der Einsatz der MIOs konkret verortet wird
  • Personas: Entwicklung fiktiver, aber realitätsnaher Nutzerprofile, die typische Bedürfnisse, Ziele und Nutzungskontexte repräsentieren
  • Fallbeispiele: Konkrete Versorgungsbeispiele zur Verdeutlichung von Anforderungen und Lösungsansätzen
  • Prototypen: Iterative Entwicklung von Klickdummies (UX-Visualisierungen)


Diese Methoden bilden zusammen einen strukturierten Rahmen, um ein tiefes Verständnis für die Perspektiven der Nutzerinnen zu gewinnen und dieses Wissen gezielt in die Entwicklung der MIOs zu integrieren.







Anhand des ersten Abschnitts Wichtige Grundlagen wird eine Übersicht über die konkreten Inhalte sowie die angewandte Methodik gegeben. 

 




Kommentierung

Sie haben allgemeine Anmerkungen, Hinweise oder Fragen zu unserem Prozessleitfaden? 
Dann reichen Sie gerne ein Kommentar ein.