Die Abkürzung „FHIR®“ bedeutet Fast Healthcare Interoperability Resources und steht für eine völlig neue Art des Datenaustauschs im Gesundheitswesen. Am Anfang der Entwicklung stand die Frage: Wie müsste der digitale Datenaustausch im Gesundheitswesen aussehen, wenn man ganz von vorne beginnen würde?
Eben dieser Datenaustausch findet laut Praxisbarometer der KBV derzeit kaum statt, weder in der Kommunikation zwischen Kliniken und Praxen, noch innerhalb des niedergelassenen Sektors selbst. Das liegt unter anderem an den verschiedenen Datenaustauschformaten, die untereinander nicht kompatibel sind. In einem digitalisierten Gesundheitswesen muss es aber möglich sein, Daten der elektronischen Patientenakte (ePA) sowohl beim Hausarzt, als auch beim Besuch einer Klinik und vom Versicherten selbst bearbeiten zu lassen, auszuwerten und zu durchsuchen, unabhängig von Sprach- und Ländergrenzen – die Definition von syntaktischer Interoperabilität. Um dieses Ziel zu erreichen, nutzen wir für unsere MIOs FHIR®.
FHIR® wurde im Jahr 2014 ins Leben gerufen und ist der neueste Standard zum Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Softwaresystemen im Gesundheitswesen. Im Gegensatz zu anderen Standards steht nicht ein bestimmtes Dokument im Vordergrund, sondern dessen Inhalte. Diese werden in FHIR® als Ressourcen bezeichnet und enthalten nur kleinere Informationsmengen. Um das Konzept anschaulicher zu beschreiben, kann man sich das Beispiel einer Überweisung eines Patienten in die Kinderchirurgie vorstellen. Die Ressource ‚Patient‘ besteht in diesem Fall aus der Krankenversichertennummer, dem Namen, dem Geburtsdatum und dem Geschlecht des Kindes. Dazu kommt eine Ressource, die die Information zur Überweisung enthält. Die Überweisung ist nur dann gültig, wenn alle diese Informationen enthalten sind. Sogenannte ‚Profile‘ definieren in FHIR® die Regeln, die jeweils auf die Ressourcen anzuwenden sind, sorgen also dafür, dass die Gültigkeit der Überweisung nur bei Vollständigkeit der Angaben gegeben ist.
An diesem Beispiel lässt sich leicht der Vorteil von FHIR® erkennen: Ressourcen müssen nicht wie Dokumente jedes Mal neu angelegt werden, sondern finden erneut Verwendung. Bei unseren MIOs kommt beispielsweise die Ressource ‚Patient‘ immer vor und kann erneut verwendet werden. Zu diesem Zweck hat die KBV-Basis-Profile definiert.
Darüber hinaus ist FHIR® ein moderner Webstandard, der plattformunabhängig ist und sich daher für Desktop-Anwendungen ebenso verwenden lässt, wie für Apps. Auch international wird der Standard inzwischen in über 20 Ländern von zahlreichen Organisationen angewendet. Diese Vergleichsmöglichkeiten, kombiniert mit einer aktiven und offenen Community und dem einfachen Erlernen mithilfe verschiedener Tools, macht FHIR® zu einem idealen Standard für die MIOs.