Die Perzentilkurven dienen der Veranschaulichung des Längenwachstums und der Gewichtsentwicklung im Vergleich zu geschlechtsgleichen Altersgenossen. Wachstumsauffälligkeiten und Entwicklung von Unter- bzw. Übergewicht können so leicht überblickt werden. 

Die folgende Abbildung enthält keine Kardinalitäten, sprich keine Angaben, ob und wie häufig ein bestimmtes Element vorliegen kann bzw. muss. Diese Angaben sind abhängig vom Szenario und können folgendem Bereich entnommen werden: Anwendungsszenarien-Untersuchungen, Phase I.

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Abbildung: Überblick über das Element Perzentilkurven

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Quelle: Perzentilkurven beruhen auf der Darstellung von K. Kromeyer-Hauschild, M. Wabitsch, D. Kunze, F. Geller, H. C. Geiß, V. Hesse, A. von Hippel, U. Jaeger, D. Johnsen, W. Korte, K. Menner, G. Müller, J. M. Müller, A. Niemann-Pilatus, T. Remer, F. Schaefer, H.-U. Wittchen, S. Zabransky, K. Zellner, A. Ziegler, J. Hebebrand in der Zeitschrift Kinderheilkunde, 2001, S. 807 ff.

Terminologie Assoziation:

CodeBezeichnung im CodesystemCodesystem
55107-7Addendum DocumentLogical Observation Identifier Names and Codes

FHIR®-MappingKBV_PR_MIO_CMR_Composition_Percentile_Curve

Geschlecht Perzentilkurve

Perzentilkurven sind abhängig vom Geschlecht. Zur Erstellung eines Eintrags in der Perzentilkurve muss daher das Geschlecht verfügbar sein. Dies ist als Spezialisierung der Geschlechtsinformation in der Gruppe "Patient" vorgesehen.

Operationalisation: Das Geschlecht ist für die Auswahl der Perzentilbezugskohorte relevant und ist als Vererbung der Geschlechtsanamnese im Rahmen der U1 vorgesehen. Siehe dazu 5.3.2 Geburtsanamnese, Phase I.

FHIR®-Mapping: KBV_PR_MIO_CMR_Composition_Percentile_Curve.subject

Wert: Code

Körpermaße Perzentilkurve

Operationalisation: Die Körpermaße werden im Rahmen des Ergebnisteils einer Kindervorsorgeuntersuchung erfasst. Außerdem sollte die Erfassung von Körpermaßen die ausserhalb einer Kindervorsorgeuntersuchung erhoben werden zur vollständigeren Abbildung der Perzentilkurven dokumentierbar sein. Dementsprechend ist die Nutzung der Körpermaße aus dem Ergebnisteil an dieser Stelle vorgesehen.

  • Körpergewicht
  • Körperlänge
  • Kopfumfang
  • BMI

FHIR®-Mapping: KBV_PR_MIO_CMR_Diagnostic_Report_Percentile_Body_Measures.result

Datum Messung Perzentilkurve

Das Datum des Eintrags eines Messwerts in die Perzentilkurve entspricht dem Messungsdatum im Rahmen einer Kinderuntersuchung oder möglicherweise auch einer gesonderten Erhebung ausserhalb einer Kinderuntersuchung.

FHIR®-Mapping: KBV_PR_MIO_CMR_Diagnostic_Report_Percentile_Body_Measures.effective[x]:effectiveDateTime

Wert: Datum (mindestens Tag (TT), Monat (MM) und Jahr (JJJJ))

Perzentil

Das Perzentil ergibt sich aus dem gemessenen Wert zu den untersuchten Parametern in Bezug auf eine Kohorte. Hieran lässt sich die Abweichung vom Median ablesen.

Quelle: Perzentilkurven beruhen auf der Darstellung von K. Kromeyer-Hauschild, M. Wabitsch, D. Kunze, F. Geller, H. C. Geiß, V. Hesse, A. von Hippel, U. Jaeger, D. Johnsen, W. Korte, K. Menner, G. Müller, J. M. Müller, A. Niemann-Pilatus, T. Remer, F. Schaefer, H.-U. Wittchen, S. Zabransky, K. Zellner, A. Ziegler, J. Hebebrand in der Zeitschrift Kinderheilkunde, 2001, S. 807 ff.

Operationalisation Das Perzentil ist ein berechneter Wert, welcher automatisiert erhoben werden kann aus dem gemessenen Körpermaß und der Entsprechung zum Median (definiert durch eine Kohorte).

Terminologie Assoziation:

CodeBEZEICHNUNG IM CODESYSTEMCodesystem
363787002 : 370130000 = 415068004Observable entity (observable entity) : Property (attribute) = Percentile value (qualifier value)SNOMED Clinical Terms

FHIR®-MappingKBV_PR_MIO_CMR_Composition_Percentile_Curve.section

Wert: Quantität (Einheit: % (0-100))

Kindesalter

Während auf der Ordinate (y-Achse) das Körpermaß dargestellt wird, zeigt die Abszisse (x-Achse) den Zeitpunkt der Messung des Körpermaßes als Alter in Jahren oder Monaten des Kindes.

Operationalisation: Das Kindesalter lässt sich aus dem Geburtsdatum und dem Datum der Messung errechnen.

Terminologie Assoziation:

CodeBEZEICHNUNG IM CODESYSTEMCodesystem
424144002Current chronological age (observable entity)SNOMED Clinical Terms

FHIR®-Mapping: KBV_PR_MIO_CMR_Diagnostic_Report_Percentile_Body_Measures.subject

Wert: Quantität (Einheit: a oder mo)

Perzentilkurven 0-2 Jahre

Perzentilkurven für die Altersgruppe 0-2 Jahre.


Frontooccipitaler Kopfumfang

Quelle: Kinderuntersuchungsheft basierend auf Prader et al. (1982)

Hinweis zur Perzentilkurve Kopfumfang

Freitextfeld zur optionalen Erfassung von Bemerkungen bzgl. eines Eintrags in die Perzentilkurve.

FHIR®-Mapping: KBV_PR_MIO_CMR_Observation_Head_Circumference.value[x]

Wert: String (<1MB)

Perzentilkurven für Körperlänge und -gewicht (Jungen/Mädchen 0-2 Jahre)

Hinweis zu den Perzentilkurven Körperlänge und -gewicht (0-2 Jahre)

Freitextfeld zur optionalen Erfassung von Bemerkungen bzgl. eines Eintrags in die Perzentilkurve.

FHIR®-Mapping: 

Wert: String (<1MB)

Perzentilkurven 0-7 Jahre

Perzentilkurven für die Altersgruppe 0-7 Jahre.

Perzentilkurven für Körpergröße und -gewicht (Jungen/Mädchen 0-7 Jahre)

Hinweis zu den Perzentilkurven Körpergröße und -gewicht (0-7Jahre)

Freitextfeld zur optionalen Erfassung von Bemerkungen bzgl. eines Eintrags in die Perzentilkurve.

Wert: String (<1MB)


Perzentilkurven für den Body Mass Index (Jungen/Mädchen 0-7 Jahre)

Hinweis zur Body Mass Index Perzentilkurve

Freitextfeld zur optionalen Erfassung von Bemerkungen bzgl. eines Eintrags in die Perzentilkurve.

Wert: String (<1MB)


Kommentierungen

    • Key

    • UH1X0-449

    • Erstellt

    • 21.08.2020

    • Name

    • Dr. med. Burkhard Lawrenz

    • Organisation

    • BVKJ-Ausschuss Prävention, DGKJ-Screening-Kommission

    • Zusammenfassung

    • Perzentilendarstellungen mit Warnfunktion

    • Beschreibung

    • Die Kopfumfangsperzentilen sind unter Perzentilkurven 0-2 Jahre eingeordnet, beziehen sich aber auf den Zeitraum von 0 bis 48 Monate, also von 0 bis 4 Jahren.

      Im übrigen unterstütze ich die Eingaben der verschiedenen Fachgesellschaften und Verbände zur Nutzung einer Ampel oder anderen Warnfunktion. Das Programm muss automatisch die Perzentilen für Länge, Gewicht, BMI und Kopfumfang ausgeben; die Daten aus allen durchgeführten Us müssen als Kurven mit hinterlegten P3, P10, P25, P50, P75, P90, P97,5 und P99 dargestellt werden, damit man auch ein kreuzen der Perzentilen ohne Überschreitung der Normgrenzen rechtzeitig erkennt.

    • Key

    • UH1X0-444

    • Erstellt

    • 21.08.2020

    • Name

    • Dr. Nicola Lutterbüse

    • Organisation

    • Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland e.V.

    • Zusammenfassung

    • Elektronischen Erfassung zur Erkennung und zum Monitoren von Fehl- Über- und Mangelernährung

    • Beschreibung

    • Sehr geehrte Damen und Herren,

      wir begrüßen das Vorhaben und unterstützen die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Er-nährungsmedizin e. V., der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e. V., des Bundesverbandes Deutscher Ernährungsmediziner e.V., der Deutschen Gesellschaft für Kinder – und Jugendmedizin e.V. und des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e. V. zur Entwicklung eines Medizinischen Informationsobjektes (MIO) Kinderuntersuchungsheftes (U-Heft) in der elektroni-schen Patientenakte (ePA) und verweisen inhaltlich auf deren Stellungnahme.

      Angesichts der Tatsache, dass jedes vierte Kind, das in einem deutschen Krankenhaus behandelt wird, Anzeichen einer Mangelernährung aufweist, sollte das Problem thematisiert, besprochen und an einer Verbesserung der Versorgung dieser Kinder gearbeitet werden. Das hier vorgelegte Konzept inklusive der Ampelfunktion zur Visualisierung ist zu begrüßen.

    • Key

    • UH1X0-443

    • Erstellt

    • 21.08.2020

    • Name

    • Prof. Dr. med. Gerd Bönner

    • Organisation

    • Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin

    • Zusammenfassung

    • Zum Informationsmodell Untersuchungen, Phase I, 7. Perzentilkurven

    • Beschreibung

    • Stellungnahme
      der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V., der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e. V., des Bundesverbandes Deutscher Ernährungsmediziner e.V., der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Kinder – und Jugendmedizin e.V. und des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e. V. zur Entwicklung eines Medizinischen Informationsobjektes (MIO) Kinderuntersuchungsheftes (U-Heft) in der elektronischen Patientenakte (ePA).

      Sehr geehrte Damen und Herren,

      wir bedanken uns für die Gelegenheit zur Entwicklung und Umsetzung des MIO U-Heftes Stellung nehmen zu dürfen. Wir begrüßen die Digitalisierung des analogen Kinderuntersuchungsheftes. Hiermit möchten wir insbesondere zur Umsetzung einer zusätzlichen Hinweisfunktion für Fehl-und Mangelernährung bei Kindern und Jugendlichen unter Einbeziehung der aktuellen Leitlinien Stellung nehmen.

      Fehl-und Mangelernährung bei Kindern und Jugendlichen ist in Deutschland nach wie vor ein ungelöstes Problem. Fast jedes vierte Kind, das in einem deutschen Krankenhaus behandelt wird, weist Anzeichen einer Mangelernährung auf. Diese wird jedoch viel zu selten erkannt und adäquat behandelt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Dem Gesundheitspersonal fehlt zum Teil das notwendige Bewusstsein für das Problem, da Fehlernährung und deren Folgen in ihrer Ausbildung in der Regel unzureichend thematisiert und besprochen werden.

      Zum Informationsmodell Untersuchungen, Phase I, 7. Perzentilkurven
      Der aktuelle Vorschlag zum MIO U-Heft sieht vor, dass der Ernährungszustand im Rahmen der Perzentilkurven abgebildet werden soll. Geplant ist eine Dokumentation analog zum papiergebundenen Kinderuntersuchungsheft („Gelben Heft“). Dabei ermöglichen die Perzentilkurven es, die somatische Entwicklung im Verlauf der Kindervorsorgeuntersuchungen zu verfolgen. Hierbei werden Körpergewicht, Körperlänge, Kopfumfang und Body-Mass-Index (BMI) festgehalten. Die Inhalte des elektronischen U-Heftes sind identisch mit denen im analogen Kinderuntersuchungsheft, denn sie unterliegen den bindenden Inhalten der Kinder-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses.

      Nach derzeitigem Vorschlag werden die neuen Möglichkeiten der elektronischen Datenerfassung im neuen MIO U-Heft unzureichend genutzt.

      Wir schlagen neben der digitalen Darstellung der Perzentilkurven eine zusätzliche Hinweisfunktion in Form einer Ampel vor. Diese soll Leistungserbringer auf eine pathologische, somatische Entwicklung, wie z.B. Unter- oder Übergewicht, oder eine unphysiologische Gewichtsentwicklung (vgl. unten) aktiv hinweisen.

      In Bezug auf den Ernährungsstatus kann das durch einen Algorithmus auf Grundlage der alters- und geschlechtsspezifischen BMI-Perzentilkurven geschehen (z.B. gelbe Ampel ab <10. oder >90. Perzentil; rote Ampel ab <3. oder >97. Perzentil). Zusätzlich sollte eine Warnung erfolgen, wenn der Perzentilrang sich im Verlauf der Entwicklung um mehr als ±10 Perzentilpunkte innerhalb eines Untersuchungsintervalls ändert (gelbe Ampel).

      Eine solche Hinweisfunktion könnte für alle Perzentile im U-Heft ein innovatives und hilfreiches Instrument darstellen, das den jeweiligen Leistungserbringer bei der kinder- und jugendmedizinischen Prävention sinnvoll unterstützt.

      Wir fordern die KBV dazu auf, die Funktionen der ePA innovativ zu nutzen, um Ärzte und Eltern gezielt auf diese Auffälligkeiten beim Gewicht hinzuweisen.

      Hintergrundinformation
      Die in Deutschland aktuell gebräuchlichen Gewichtsperzentile wurden 2001 von Kromeyer-Hauschild et al. veröffentlicht. Im Rahmen der bundesweit repräsentativen Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) des Robert Koch-Instituts wurden Referenzperzentile für Körpergröße, -gewicht, BMI und Kopfumfang für Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren gesammelt (2003-2006) und anschließend publiziert. Wachstumsstandards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind ebenfalls international verfügbar. Anhand der Referenzperzentile können Ärzte erkennen, ob die jungen Patientinnen und Patienten eine unauffällige somatische Entwicklung aufweisen. Dabei sind auch die Entwicklung des Körpergewichtes und des BMI Teil dieses präventiven Monitorings.

      Der BMI hilft Unter- oder Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen. Die Grenzwerte für Unter-und Übergewicht und Adipositas werden mit Hilfe von Perzentilen definiert, welche die Entwicklung gesunder, geschlechts-, und altersgleicher Kinder/Jugendlicher als Referenz in einem Beobachtungsgebiet darstellen.

      Auffälligkeiten beim Körpergewicht können mit Hilfe der BMI-Perzentile, anhand des Ergebnisses einer Einzelmessung von Körperhöhe und -gewicht (Einzelwert), oder bezüglich des BMI-Perzentilverlaufs im Rahmen der somatischen Entwicklung eines Kindes/Jugendlichen (mehrere Messzeitpunkte) identifiziert werden. Demnach gelten Kinder und Jugendliche, bei denen der BMI-Wert unterhalb des 10. Perzentils liegt, als auffällig untergewichtig. Das bedeutet, dass 90 % der gleichaltrigen Patienten schwerer sind. Liegt der BMI unterhalb des 3. Perzentils, weisen 97 % der Altersgenossen ein höheres Gewicht auf. Der junge Patient ist demnach stark untergewichtig. Der Median liegt beim 50. Perzentil, wonach ein Gewicht auf diesem Perzentil einem durchschnittlichen Körpergewicht entspricht. Liegt der BMI-Wert über dem 90. Perzentil kann von einem starken Übergewicht und oberhalb des 97. Perzentil von einer Adipositas ausgegangen werden. In der KiGGS wird der BMI für jedes Alter von 0 bis 18 Jahre, sowie geschlechterspezifisch angegeben, da sich die Körperproportionen im Verlauf der Entwicklung stark verändern.

      In Bezug auf das Körpergewicht sind die Referenzwerte wichtiger Orientierungspunkt bei der Untersuchung von Kindern und Jugendlichen. Sie helfen dem Leistungserbringer, das bei der Untersuchung festgestellte Körpergewicht des jungen Patienten z.B. in Relation zu seiner Körperhöhe (BMI) im Vergleich zu altersentsprechenden Normalwerten einzuordnen. So kann auf einfache Weise eine objektive Einordnung der somatischen Daten vorgenommen werden. Gleichzeitig ergibt sich ein nachvollziehbarer Hinweis auf Unter- oder Übergewicht und somit ggf. auf eine Mangel- oder Fehlernährung.

    • Key

    • UH1X0-427

    • Erstellt

    • 20.08.2020

    • Name

    • Priv.-Doz. Dr. Frank Jochum

    • Organisation

    • Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin

    • Zusammenfassung

    • Bitte die elektronischen Möglichkeiten bezüglich Warnfunktionen nutzen

    • Beschreibung

    • Kassenärztliche Bundesvereinigung
      Herbert-Lewin-Platz 2
      10623 Berlin

      Berlin, 14.08.2020

      Stellungnahme
      der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V., der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e. V., des Bundesverbandes Deutscher Ernährungsmediziner e.V., der Deutschen Gesellschaft für Kinder – und Jugendmedizin e.V. und des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e. V. zur Entwicklung eines Medizinischen Informationsobjektes (MIO) Kinderuntersuchungsheftes (U-Heft) in der elektronischen Patientenakte (ePA).

      Sehr geehrte Damen und Herren,

      wir bedanken uns für die Gelegenheit zur Entwicklung und Umsetzung des MIO U-Heftes Stellung nehmen zu dürfen. Wir begrüßen die Digitalisierung des analogen Kinderuntersuchungsheftes. Hiermit möchten wir insbesondere zur Umsetzung einer zusätzlichen Hinweisfunktion für Fehl-und Mangelernährung bei Kindern und Jugendlichen unter Einbeziehung der aktuellen Leitlinien Stellung nehmen.

      Fehl-und Mangelernährung bei Kindern und Jugendlichen ist in Deutschland nach wie vor ein ungelöstes Problem. Fast jedes vierte Kind, das in einem deutschen Krankenhaus behandelt wird, weist Anzeichen einer Mangelernährung auf. Diese wird jedoch viel zu selten erkannt und adäquat behandelt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Dem Gesundheitspersonal fehlt zum Teil das notwendige Bewusstsein für das Problem, da Fehlernährung und deren Folgen in ihrer Ausbildung in der Regel unzureichend thematisiert und besprochen werden.

      Zum Informationsmodell Untersuchungen, Phase I, 7. Perzentilkurven
      Der aktuelle Vorschlag zum MIO U-Heft sieht vor, dass der Ernährungszustand im Rahmen der Perzentilkurven abgebildet werden soll. Geplant ist eine Dokumentation analog zum papiergebundenen Kinderuntersuchungsheft („Gelben Heft“). Dabei ermöglichen die Perzentilkurven es, die somatische Entwicklung im Verlauf der Kindervorsorgeuntersuchungen zu verfolgen. Hierbei werden Körpergewicht, Körperlänge, Kopfumfang und Body-Mass-Index (BMI) festgehalten. Die Inhalte des elektronischen U-Heftes sind identisch mit denen im analogen Kinderuntersuchungsheft, denn sie unterliegen den bindenden Inhalten der Kinder-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses.

      Nach derzeitigem Vorschlag werden die neuen Möglichkeiten der elektronischen Datenerfassung im neuen MIO U-Heft unzureichend genutzt.

      Wir schlagen neben der digitalen Darstellung der Perzentilkurven eine zusätzliche Hinweisfunktion in Form einer Ampel vor. Diese soll Leistungserbringer auf eine pathologische, somatische Entwicklung, wie z.B. Unter- oder Übergewicht, oder eine unphysiologische Gewichtsentwicklung (vgl. unten) aktiv hinweisen.

      In Bezug auf den Ernährungsstatus kann das durch einen Algorithmus auf Grundlage der alters- und geschlechtsspezifischen BMI-Perzentilkurven geschehen (z.B. gelbe Ampel ab <10. oder >90. Perzentil; rote Ampel ab <3. oder >97. Perzentil). Zusätzlich sollte eine Warnung erfolgen, wenn der Perzentilrang sich im Verlauf der Entwicklung um mehr als ±10 Perzentilpunkte innerhalb eines Untersuchungsintervalls ändert (gelbe Ampel).

      Eine solche Hinweisfunktion könnte für alle Perzentile im U-Heft ein innovatives und hilfreiches Instrument darstellen, das den jeweiligen Leistungserbringer bei der kinder- und jugendmedizinischen Prävention sinnvoll unterstützt.

      Wir fordern die KBV dazu auf, die Funktionen der ePA innovativ zu nutzen, um Ärzte und Eltern gezielt auf diese Auffälligkeiten beim Gewicht hinzuweisen.

      Hintergrundinformation
      Die in Deutschland aktuell gebräuchlichen Gewichtsperzentile wurden 2001 von Kromeyer-Hauschild et al. veröffentlicht. Im Rahmen der bundesweit repräsentativen Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) des Robert Koch-Instituts wurden Referenzperzentile für Körpergröße, -gewicht, BMI und Kopfumfang für Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren gesammelt (2003-2006) und anschließend publiziert. Wachstumsstandards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind ebenfalls international verfügbar. Anhand der Referenzperzentile können Ärzte erkennen, ob die jungen Patientinnen und Patienten eine unauffällige somatische Entwicklung aufweisen. Dabei sind auch die Entwicklung des Körpergewichtes und des BMI Teil dieses präventiven Monitorings.

      Der BMI hilft Unter- oder Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen. Die Grenzwerte für Unter-und Übergewicht und Adipositas werden mit Hilfe von Perzentilen definiert, welche die Entwicklung gesunder, geschlechts-, und altersgleicher Kinder/Jugendlicher als Referenz in einem Beobachtungsgebiet darstellen.

      Auffälligkeiten beim Körpergewicht können mit Hilfe der BMI-Perzentile, anhand des Ergebnisses einer Einzelmessung von Körperhöhe und -gewicht (Einzelwert), oder bezüglich des BMI-Perzentilverlaufs im Rahmen der somatischen Entwicklung eines Kindes/Jugendlichen (mehrere Messzeitpunkte) identifiziert werden. Demnach gelten Kinder und Jugendliche, bei denen der BMI-Wert unterhalb des 10. Perzentils liegt, als auffällig untergewichtig. Das bedeutet, dass 90 % der gleichaltrigen Patienten schwerer sind. Liegt der BMI unterhalb des 3. Perzentils, weisen 97 % der Altersgenossen ein höheres Gewicht auf. Der junge Patient ist demnach stark untergewichtig. Der Median liegt beim 50. Perzentil, wonach ein Gewicht auf diesem Perzentil einem durchschnittlichen Körpergewicht entspricht. Liegt der BMI-Wert über dem 90. Perzentil kann von einem starken Übergewicht und oberhalb des 97. Perzentil von einer Adipositas ausgegangen werden. In der KiGGS wird der BMI für jedes Alter von 0 bis 18 Jahre, sowie geschlechterspezifisch angegeben, da sich die Körperproportionen im Verlauf der Entwicklung stark verändern.

      In Bezug auf das Körpergewicht sind die Referenzwerte wichtiger Orientierungspunkt bei der Untersuchung von Kindern und Jugendlichen. Sie helfen dem Leistungserbringer, das bei der Untersuchung festgestellte Körpergewicht des jungen Patienten z.B. in Relation zu seiner Körperhöhe (BMI) im Vergleich zu altersentsprechenden Normalwerten einzuordnen. So kann auf einfache Weise eine objektive Einordnung der somatischen Daten vorgenommen werden. Gleichzeitig ergibt sich ein nachvollziehbarer Hinweis auf Unter- oder Übergewicht und somit ggf. auf eine Mangel- oder Fehlernährung.

      Berlin, der 14.08.2020

      Priv.-Doz. Dr. med. Frank Jochum
      1. Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM)

    • Key

    • UH1X0-426

    • Erstellt

    • 20.08.2020

    • Name

    • Dr. Martin Claßen

    • Organisation

    • Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung

    • Zusammenfassung

    • Möglichkeiten der elektronischen Erfassung der somatischen Daten nutzen für die Erkennung von Fehl- Über- und Mangelernährung

    • Beschreibung

    • Stellungnahme
      der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e. V. (GPGE) zur Entwicklung eines Medizinischen Informationsobjektes (MIO) Kinderuntersuchungsheftes (U-Heft) in der elektronischen Patientenakte (ePA).

      Sehr geehrte Damen und Herren,

      wir bedanken uns für die Gelegenheit zur Entwicklung und Umsetzung des MIO U-Heftes Stellung nehmen zu dürfen. Wir begrüßen die Digitalisierung des analogen Kinderuntersuchungsheftes. Hiermit möchten wir insbesondere zur Umsetzung einer zusätzlichen Hinweisfunktion für Fehl-, Über- und Mangelernährung bei Kindern und Jugendlichen Stellung nehmen.

      Fehl-, Über- und Mangelernährung bei Kindern und Jugendlichen ist in Deutschland nach wie vor ein häufiges und meist ungelöstes Problem. Fast jedes vierte Kind, das in einem deutschen Krankenhaus behandelt wird, weist Anzeichen einer Mangelernährung auf. Diese wird jedoch viel zu selten erkannt und adäquat behandelt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Dem Gesundheitspersonal fehlt zum Teil das notwendige Bewusstsein für das Problem, da Fehlernährung und deren Folgen in ihrer Ausbildung in der Regel unzureichend thematisiert und besprochen werden.

      Darüber hinaus bedroht eine Überernährung mit der Entwicklung einer Adipositas die langfristige gesunde Entwicklung vieler Kinder. Adipositas beginnt leider oft schon früh im Klein- und Grundschulalter. Zu diesem Zeitpunkt bestünde eine bessere Chance zur Therapie als bei Jugendlichen, bei denen Interventionsprogramme eine oft nur geringe Effektivität aufweisen.

      Zum Informationsmodell Untersuchungen, Phase I, 7. Perzentilkurven
      Der aktuelle Vorschlag zum MIO U-Heft sieht vor, dass der Ernährungszustand im Rahmen der Perzentilkurven abgebildet werden soll. Geplant ist eine Dokumentation analog zum papiergebundenen Kinderuntersuchungsheft („Gelben Heft“). Dabei ermöglichen die Perzentilkurven es, die somatische Entwicklung im Verlauf der Kindervorsorgeuntersuchungen zu verfolgen. Hierbei werden Körpergewicht, Körperlänge, Kopfumfang und Body-Mass-Index (BMI) festgehalten. Die Inhalte des elektronischen U-Heftes sind identisch mit denen im analogen Kinderuntersuchungsheft, denn sie unterliegen den bindenden Inhalten der Kinder-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses.

      Nach derzeitigem Vorschlag werden die neuen Möglichkeiten der elektronischen Datenerfassung im neuen MIO U-Heft unzureichend genutzt.

      Wir schlagen neben der digitalen Darstellung der Perzentilkurven eine zusätzliche Hinweisfunktion in Form einer Ampel vor. Diese soll Leistungserbringer auf eine pathologische, somatische Entwicklung, wie z.B. Unter- oder Übergewicht, oder eine unphysiologische Gewichtsentwicklung (vgl. unten) aktiv hinweisen.

      In Bezug auf den Ernährungsstatus kann das durch einen Algorithmus auf Grundlage der alters- und geschlechtsspezifischen BMI-Perzentilkurven geschehen (z.B. gelbe Ampel ab <10. oder >90. Perzentil; rote Ampel ab <3. oder >97. Perzentil). Zusätzlich sollte eine Warnung erfolgen, wenn der Perzentilrang sich im Verlauf der Entwicklung um mehr als ±10 Perzentilpunkte innerhalb eines Untersuchungsintervalls ändert (gelbe Ampel).

      Eine solche Hinweisfunktion könnte für alle Perzentile im U-Heft ein innovatives und hilfreiches Instrument darstellen, das den jeweiligen Leistungserbringer bei der kinder- und jugendmedizinischen Prävention sinnvoll unterstützt.

      Wir fordern die KBV dazu auf, die Funktionen der ePA innovativ zu nutzen, um Ärzte und Eltern gezielt auf diese Auffälligkeiten beim Gewicht hinzuweisen.

      Hintergrundinformation
      Die in Deutschland aktuell gebräuchlichen Gewichtsperzentile wurden 2001 von Kromeyer-Hauschild et al. veröffentlicht. Im Rahmen der bundesweit repräsentativen Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) des Robert Koch-Instituts wurden Referenzperzentile für Körpergröße, -gewicht, BMI und Kopfumfang für Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren gesammelt (2003-2006) und anschließend publiziert. Wachstumsstandards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind ebenfalls international verfügbar. Anhand der Referenzperzentile können Ärzte erkennen, ob die jungen Patientinnen und Patienten eine unauffällige somatische Entwicklung aufweisen. Dabei sind auch die Entwicklung des Körpergewichtes und des BMI Teil dieses präventiven Monitorings.

      Der BMI hilft Unter- oder Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen. Die Grenzwerte für Unter-und Übergewicht und Adipositas werden mit Hilfe von Perzentilen definiert, welche die Entwicklung gesunder, geschlechts-, und altersgleicher Kinder/Jugendlicher als Referenz in einem Beobachtungsgebiet darstellen.

      Auffälligkeiten beim Körpergewicht können mit Hilfe der BMI-Perzentile, anhand des Ergebnisses einer Einzelmessung von Körperhöhe und -gewicht (Einzelwert), oder bezüglich des BMI-Perzentilverlaufs im Rahmen der somatischen Entwicklung eines Kindes/Jugendlichen (mehrere Messzeitpunkte) identifiziert werden. Demnach gelten Kinder und Jugendliche, bei denen der BMI-Wert unterhalb des 10. Perzentils liegt, als auffällig untergewichtig. Das bedeutet, dass 90 % der gleichaltrigen Patienten schwerer sind. Liegt der BMI unterhalb des 3. Perzentils, weisen 97 % der Altersgenossen ein höheres Gewicht auf. Der junge Patient ist demnach stark untergewichtig. Der Median liegt beim 50. Perzentil, wonach ein Gewicht auf diesem Perzentil einem durchschnittlichen Körpergewicht entspricht. Liegt der BMI-Wert über dem 90. Perzentil kann von einem starken Übergewicht und oberhalb des 97. Perzentil von einer Adipositas ausgegangen werden. In der KiGGS wird der BMI für jedes Alter von 0 bis 18 Jahre, sowie geschlechterspezifisch angegeben, da sich die Körperproportionen im Verlauf der Entwicklung stark verändern.

      In Bezug auf das Körpergewicht sind die Referenzwerte wichtiger Orientierungspunkt bei der Untersuchung von Kindern und Jugendlichen. Sie helfen dem Leistungserbringer, das bei der Untersuchung festgestellte Körpergewicht des jungen Patienten z.B. in Relation zu seiner Körperhöhe (BMI) im Vergleich zu altersentsprechenden Normalwerten einzuordnen. So kann auf einfache Weise eine objektive Einordnung der somatischen Daten vorgenommen werden. Gleichzeitig ergibt sich ein nachvollziehbarer Hinweis auf Unter- oder Übergewicht und somit ggf. auf eine Mangel- oder Fehlernährung.

      Bremen den 20. 8. 2020

      Dr. M. Claßen
      1. Vorsitzender der GPGE